(n)oton::where is the (r)evolution
Nikolaus Hartmann.Christina Simmel

Nach längerem Diskurs und Recherchen über das Cima-Villenhotel von Ernst Hiesmayr definieren wir den Ausgangspunkt für unser Projekt "(n)oton" in der zeitlichen Betrachtung dieses Objekts, beginnend beim Bockkeller bis zum Petri-Wohnbau.
Die Geschichte dieses Grundstücks, seine Bebauung und  Nutzung durchwanderte mehrere verschieden geprägte Abschnitte und kulturelle Strömungen:
1842 durch den architektonisch tief im Historismus verankerten Bockkeller als eines der größten Bierlokale Wiens bekannt, 1962-64 im zeitgemäßen Stil der Moderne gestalteten Hotel von Ernst Hiesmayr bebaut und schließlich, nach einem mysteriösen Brand, mit einem an das Clima Villenhotel in weiten Zügen angelehnten  Wohnbau 2006 von Hans-Peter Petri neugestaltet.

Ergänzend zur Bebauungsgeschichte ergeben schon bemerkenswerte Aspekte der Lage, die Situierung in unmittelbarer Umgebung von mehreren traditionellen Villen mit großzügigen Grundstücken am Stadtrand von Wien, am Rande der Weinberge des 19. Wiener Gemeindebezirks geografische bedingte architektonische Spannungsfelder für dieses Hotel.
Für uns waren jedoch die kulturellen und damit einhergehenden ästhetischen Werteveränderungen der verschiedenen Epochen von Interesse - beginnend mit den Wertvorstellungen des Historismus, umgestürzt von jenen der Moderne um schließlich in der Postmoderne eine erneute Verschiebung und teilweise Rückkehr und Bereicherung zu erfahren.

Das Schätzen des gültigen Bekannten und Immerwährenden, das Festhalten der tradierten Werte wurde in der Moderne verdrängt, nahezu verschmäht und schließlich ersetzt. Bedingt durch diese Separation in wert und unwert wurde eine Reinigung vollzogen die schließlich in eine moderne sterile Armut  in Form, Gestaltung und Ästhetik mündete. Durch Reinigung wird die Sphäre des Gereinigten also nicht bloß reiner, sondern zugleich auch ärmer und unfruchtbarer. Was folgt ist der Versuch dieser Verarmung entgegenzuwirken, indem als unrein verworfene Dinge wieder in die Sphäre des Reinen zurücktransferiert werden. Neue Vielfalt soll durch alte Werte wieder gefunden werden. Das damals Verworfene wird wieder respektiert, geduldet und als Bestandteil der Wahrnehmung eingefügt.

 

Der Entschluss mit Ton zu arbeiten, entstand in der diskursiven Betrachtung dieser Historie. Versucht wurde, die Übersetzung dieser architektonischen wie gesellschaftlichen Entwicklung in eine Klanglandschaft zu schaffen. Wie an den kulturellen Schwellen unseres Jahrhunderts die Idealvorstellung der Bebauung wechselte, wandelt sich also auch der Ton.
Ausgangspunkt unserer tonalen wie auch strukturellen Modulation ist die Moderne. Separation, Sterilität und auch Armut reduziert übertragen auf die akustische Darstellung. So werden in dieser Klanglandschaft, von einem Ton ausgehend, neue Strukturen generiert wie auch neue Frequenzen moduliert die sich in langsamen Metamorphosen aneinanderschmiegen und wieder Auseinandertriften. Es entstehen Momente der Harmonie und der Disharmonie, Monotonie wird fragmentiert und zu einem neuen abwechslungsreicherem Ganzen zusammengefügt.

Das Kondensat dieser Arbeit, das Arrangement, versteht sich als reflektorische Betrachtung der verschiedenen kulturellen Strömungen, die sich durch die Neubebauungen dieses Grundstücks materialisiert haben, wie auch die Töne dieser Klangstruktur sich im Raum des Betrachters materialisieren.

Was bleibt ist der finale Ton. Und die Frage, welcher Reiz überwiegt: das Verlangen nach Reinheit oder die Lust auf Schmutz?

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