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Louisiana Purchase Treaty, April 30, 1803_National Archives and Records of the U.S. Government

suspekte dokumentationen | Christine Meisner | 2010


The Biggest Deal in History: „extending the area of freedom“

„We have it in our power to begin the world over again. A situation, similar to the present, hath not happened since the days of Noah until now. The birthday of a new world is at hand...“ schrieb Thomas Paine 1776, einer der Gründerväter der USA, über das besondere Experiment von Freiheit und Demokratie, dass durch die amerikanische Revolution den Weg zu einer neuen, besseren Gesellschaft frei machen sollte.

27 Jahre später erwarben die Vereinigten Staaten mit dem „Louisiana Purchase“ die französische Kolonie Louisiana, die zu diesem Zeitpunkt ein Viertel des nordamerikanischen Territoriums ausmachte. Mit einem Preis von umgerechnet 7$/km2 wurden über zwei Millionen Quadratkilometer Land gekauft: das größte Grundstückgeschäft der Geschichte. Mit der Landübernahme wurde der Weg frei für das Manifest Destiny, den „göttlichen Auftrag“ zur expansiven Durchdringung des nordamerikanischen Kontinents. Der Beginn der Go West-Aufforderung, um das Gebiet der heutigen USA ganz in Besitz zu nehmen. Die „Ausdehnung der Freiheit“, wie Andrew Jackson die West-Expansion beschrieben hat, bedeutete jedoch gleichzeitig eine totale Reduzierung des Lebensraumes der Ureinwohner durch ihre erzwungene Umsiedelung in das Reservat in Oklahoma (Indian Removal Act). Das „Leermachen“ des Ostens der Vereinigten Staaten war die Vorraussetzung zur flächendeckenden Besiedelung durch die großen Farmen und Plantagen der Südstaaten und damit auch der extremen Ausdehnung der Institution der Sklaverei.

In den Blockveranstaltungen wird es darum gehen, sich mit der seit einigen Jahren angewandten künstlerischen Praxis zu beschäftigen, die Geschichte auf die Gegenwart reflektiert und hinterfragt. Kunstpositionen, die ihre Bezüge auf die Vergangenheit als Dekonstruktion offizieller Geschichtsschreibungen und Ideologien der Gegenwart verstehen. In der Vorlesung/Übung sollen Arbeiten erstellt werden, die anhand der oben genannten US-amerikanischen Geschichte Kontinuitäten oder Missverhältnisse zum Heute aufspüren. Dabei steht die ‘Verfügbarkeit und das Recht auf die koloniale Landschaft’ oder Begriffe wie ‘Landnahme’, ‘Zwangsumsiedelung’, ‘Unfreiheit’ und ‘Rassismus’ zur Diskussion. Aber auch das Ausbreiten von Ideologien, wie etwa der Demokratie und den Menschenrechten, deren Anspruch auf Universalität und internationale Anwendung durch widersprüchliche Vorgehensweisen in Frage gestellt werden können.

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Arbeiten:

- Toni Knoll
- Carina Sacher
- Olga Mushala
- Alkan Erhan
- Florian Theil
- Brigitta Miron
- Muaz Esen
- Marijana Radosavljevic
- Simon Steinhauser
- Daria Kipinova
- Harald Linortner - Neda Javidi Zargari