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Methoden der Implementierung | 2008

Interview + Kommentar




Interview mit Herrn D. (Er arbeitet für die Clubbesitzer verschiedener Etablissements)

Wir haben verschiedene Bars/Clubs am Lerchenfeldergürtel und in der Neulerchenfelderstraße jetzt einige Zeit beobachtet und uns ist aufgefallen, dass speziell die drei Bars am Gürtel/Ecke Lerchenfelderstra?e sehr extrovertiert sind, die Sexarbeiterinnen sitzen sogar in den Fenstern und zeigen sich. Die Bars/Clubs in der Neulerchenfelderstraße verstecken eher alles und man nicht wirklich sagen kann, ob und was sich dahinter abspielt bzw. kann es nur erahnen. Haben Sie eine Erklärung für dieses Phänomen?

Ja, Bar A. besteht schon sehr, sehr lange und gleich darauf hat Bar P. aufgemacht. Die Sexarbeiterinnen haben sich dort immer schon so stark gezeigt. Weiters ist es ein gewisses Markenzeichen vom Betreiber, als aucl vom Gürtel.

Sind die geöffneten Türen und das starke Zeigen ein Zeichen für Legalität und dafür, dass nichts versteckt werden muss?

Die Mädchen, die dort arbeiten haben alle den so genannten Deckel. Das hei?t, sie werden laufend auf ihre Kosten untersucht und sind gesund. Somit hat der Betreiber kein Problem mit Kontrollen.

Sind die Sexarbeiterinnen in diesen 3 Bars angestellt und wenn ja als was?

Ja, sie sind als Animiermädchen angestellt und zahlen auch Steuern.

Wenn die Mädchen als Animiermädchen angestellt sind, kommt es dann zu sexuellem Verkehr?

Das kann ich leider nicht beantworten. Nur soviel dazu; was in den separaten Ruheräumen passiert ist ihre Sache und geht niemanden was an.

Besuchen nur Männer diese Bars?

Nein, auch Frauen und Pärchen kommen herein, schauen sich das Go-Go-Tanzen an und trinken etwas.

Wissen Sie, wo die Sexarbeiterinnen, die in diesen drei Bars arbeiten und wohnen?

Sehr viele wohnen in Wohnungen in den über der Bar liegenden Stockwerken der Häuser. Wirklich wohnen tun sie darin nicht, sie benützen die Zimmer/Wohnungen nur als Schlafgelegenheit und Abstellmöglichkeit.

Wie schaut es mit den Bars in der Neulerchenfelderstaße aus. Warum zeigen diese Etablissements ihr Gewerbe nicht so offen?

Im Gegensatz zu den angemeldeten Animiermädchen sind diese Mädchen, die dort arbeiten, entweder selbstständig oder nicht angemeldet und somit illegal.

Ist die illegale Prostitution ein Problem für die angemeldeten Sexarbeiterinnen?

Ja, diese illegalen Sexarbeiterinnen stellen ein großes Problem für die Angemeldeten dar, da sie sich billiger "verkaufen ", weil sie keine Steuern und keine Arztkosten zahlen müssen und dadurch den angemeldeten, legalen Sexarbeiterinnen Kunden wegnehmen.

Laut Gesetzeslage sind Bordelle in Wien nicht erlaubt, aber das ist eine Grauzone, die nicht aufgeklärt wird. Wissen Sie mehr dazu?

Es gibt sehr wohl schon ein paar Bordelle in Wien, im Bereich des Westbahnhofes, die eine eigene Genehmigung haben und sich somit als Bordell bezeichnen dürfen.

Was ist der Unterschied zwischen den Bordellen und den Bars bzw. Clubs?

Der große Unterschied besteht darin, dass die Clubs nur bis 4:00 Uhr Früh, die Bordelle bis 7:00 Uhr Früh offen haben dürfen. Weder die Bars noch die Bordelle dürfen diese Zeit überziehen, da bei einer Kontrolle hohe Strafen gezahlt werden müssen und da kommt es schon auf 2 Minuten überschreitung an.

Eine letzte Frage noch: denken die Sexarbeiterinnen an später, wenn sie mit ihren Job aufhören müssen? Und würden sie sich dann mit einer weniger gut bezahlten Arbeit zufrieden geben?

Nein, die meisten denken leider nicht an später und legen sich kein Geld auf die Seite. Es gibt natürlich immer Ausnahmen. Wenn sie aufhören zu arbeiten, meistens so um die 35- 40 Jahre haben viele von ihnen Probleme einen anderen Job zu finden, da sie sich nicht im Supermarkt an die Kasse setzen, würden wo sie so viel weniger verdienen würden.

Herr D. wir danken Ihnen für dieses offene und ausführliche Gespräch.

Quelle: Melanie Köll, Andrea Mayr. Wien, Mai 2008