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Methoden der Implementierung | 2008

Verrichtungsboxen




Verrichtungsboxen sind Unterkünfte, die einer Garage ähneln und Prostituierten die Möglichkeit bieten ihre Freier zu bedienen.

Die Freier fahren mit ihren Autos in die Box, in der sie vor fremden Blicken geschützt Verkehr haben können. Es gibt auch Container für Freier ohne Auto. Oftmals werden Verrichtungsboxen durch sanitäre Einrichtungen für die Prostituierten ergänzt. Zu dem Raum hinter den Garagen haben Männer keinen Zutritt. Dort gibt es Waschbecken, Toiletten und Duschen, Schließfächer.

Alles geschieht auf einem eingezäunten Gelände, mit einem Tor verschlossen und vor Blicken geschützt.

Erfunden wurden diese Einrichtungen im niederländischen Utrecht mit dem Ziel, den Straßenstrich auf ein kontrolliertes Gelände zu verlagern. Die Gewalt gegen Prostituierte konnte dadurch deutlich vermindert werden. In Deutschland waren Köln und Dortmund die ersten Städte, die Verrichtungsboxen errichteten.

GERINGERES BERUFSRISIKO

Die Polizei kontrolliert das Gelände regelmä?ig: deswegen haben Drogendealer und Zuhälter keinen Zutritt. Das Auto parkt mit der Vorderseite nach vorne ein. Ein hoher Bordstein sorgt dafür, dass nur die Beifahrertür zu öffnen ist, während die Fahrertür durch die nahe Seitenmauer blockiert ist. An der Rückwand der Garage ist ein roter Alarmknopf befestigt, der durch Auslösung Hilfe allarmiert. In dem Raum hinter den Garagen haben Männer keinen Zutritt, da gibt es Waschbecken, Toiletten und Duschen, Schlie?fächer. Durch regelmä?ige Passkontrollen wird Migrantinnen ohne Aufenthaltsgenehmigung und Minderjährigen das Arbeiten als Sexarbeiterin verboten.

BERATUNGSTELLE VOR ORT

Auf dem Geländer steht auch ein Beratungscontainer vom Sozialdienst. Die SozialarbeiterInnen versuchen zu helfen, wo sie können: bei Drogenproblemen, bei rechtlichen Fragen oder auch bei familiären Schwierigkeiten. Hier können sich die SexarbeiterInnen aufwärmen, Kaffee trinken, eine Suppe essen und billig Kondome kaufen, und wenn nötig, erhalten sie Hilfe von PsychologInnen.

Aussagen

" In unserer Stadt wird es keine Großbordelle oder Sexverrichtungsboxen geben"

Sonja Wehsely.(SPö)

"Die Frauen lebten in Angst, auch vor der Polizei"

Klaus Steffenhagen, Polizeipräsident Köln

"Man braucht nicht mehr so lange rausfahren, und vor allem hat man auch immer Angst gehabt. Hier fährt man schnell rein, zack und fertig." Nicole, Prostituierte

"Prostitution wird es immer geben, dafür muss man auch Vorkehrungen treffen, weil man auch eine Verantwortung hat."

Claudia Attig-Grabosch, Diplom-Psychologin. Arbeitet für "Kober", eine katholische Beratungsstelle für Prostituierte.

"Emigrantinnen ohne Aufenthaltsgenehmigung und Minderjährige kommen hier nicht hin. Die arbeiten eher in Clubs oder Appartements"

Sabine Reichert Sozialarbeiterin vom Sozialdienst katholischer Frauen (SKF)

"Ich finde die Idee gut, aber den Namen "Verrichtungsbox" hat sich bestimmt ein Bürokrat, bei der Verrichtung eines Bedürfnisses, ausgedacht. Man hätte doch z.b. "lovebox" sagen können"

Anonymus

"Ich find das viel besser als früher. Da ist man irgendwo auf einem Parkplatz gewesen, manchmal hat man direkt am Straßenrand was gemacht. Und das ist ja noch viel schlimmer als in so einer Box, da ist einem das ja lieber".

Eine Prostituierte

"Ich sorge dafür, dass hier keine Straftaten begangen werden, sprich: keine Zuhälterei, keine sexuellen übergriffe, keine Körperverletzung untereinander. Wenn eine Frau Probleme hat, ob das mit der Polizei oder sonst etwas ist, bin ich natürlich eine Kontaktperson der Polizei und kann dann auch Antworten geben, die sie sich woanders gar nicht holen kann."

Nicole Metzinger, Polizistin

"Das sind oft erstmals Geschichten, die sie zu uns rein tragen. Von Erlebnissen mit Freiern. Von ganz witzigen bis ganz schrecklichen Geschichten, wie es ihnen hier auf dem Platz geht in der Prostitution, aber auch was sonst in ihrem Leben noch relevant ist, wo sonst Schwierigkeiten sind",

Sabine Reichert, Sozialarbeiterin vom Sozialdienst katholischer Frauen (SKF)

"Früher endeten solche Situationen für die Frauen häufig dramatisch. Jede Woche sei im Schnitt in Köln eine Frau vom Straßenstrich Opfer einer Gewalttat geworden. Nötigung, Vergewaltigung, Körperverletzung, Mord. "

Sabine Reichert, Sozialarbeiterin vom Sozialdienst katholischer Frauen (SKF)



http://de.wikipedia.org/wiki/Verrichtungsbox
http://www.zeit.de/2005/28/Verrichtungsboxen