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suspekte dokumentationen | Christine Meisner | 2007


Die Repräsentation der unterschiedlichen afrikanischen Kulturen im deutschsprachigen Raum ist immer noch auf Stereotype reduziert, die vor und während der Kolonialzeit in Europa geschaffen wurden. Die Vorlesung reflektiert in einem Workshop zeichnerisch jene Bilder, die diesen Klischees zu Grunde liegen und sucht eine kritische Darstellung. Auf einem 700x150cm großen Papier zeichneten zwanzig StudentenInnen ihre Perspektive auf die Problematik der Darstellung eines Afrikabildes, wie wir es in Spielfilmen,Werbung und Nachrichten täglich sehen. Dabei spielte die lange Geschichte der Imagination Afrikas als ”weißen Fleck”, den man vor der Erkundung mit beliebigen Ideen füllen konnte eine Rolle in der Auseinandersetzung. Es zeigte sich, dass sich diese Ideen nach den großen Forschungsreisen des 18./19. Jahrhunderts nicht zu einem objektiven und toleranten Bild entwickelt hatten, sondern vielmehr weiterhin Stereotype bestätigten. Die Begegnung der Europäer mit den Afrikanern ist geprägt von der eurozentristischen Haltung der eigenen Überlegenheit gegenüber Kulturen, die man nicht bereit war zu verstehen und die man unterdrücken und ausbeuten wollte. Daraus folgte eine jahrhundertlange gewaltsame Aufdrängung der europäischen Kultur, Religion, Sprache.

Fünfzig Jahre nach der Unabhängigkeit aus dem europäischen Kolonialsystem findet man noch in den verschiedenen afrikanischen Ländern englische, französische oder portugiesische Amtssprachen, belgische Schulsysteme, lateinische Schrift, katholische Religion und westliche Lebensweisen oder Ländergrenzen, die 1884 während der Potsdamer Afrikakonferenz unter Ausschluss der Afrikaner von den Kolonialmächten festgelegt wurden. Trotz dieser starken europäischen Dominanz, die sich auf die urbanen Zentren fokussierte, behaupteten sich die vielen verschiedenen afrikanischen Kulturen, wie z.B. die zahlreichen unterschiedlichen Sprachräume. Wenn man genau hinsieht, muss man heute ein Bild zeichnen, das von einer unendlichen Diverstität geprägt ist, die sowohl afrikanische und westliche als auch arabische und asiatische Aspekte aufweist, die sich ständig aneinander weiterentwickeln. Die entstandene Zeichnung will jedoch nicht noch ein weiteres ”Bild von Afrika” präsentieren, sondern versucht eine Reflektion über die Entwicklung der Darstellung von Afrika in Europa. Die zwanzig verschiedenen Perspektiven der StudentenInnen setzen sich mit dem jeweils eigenen konditionierten Blick auseinander. Keiner der StudentenInnen hat bisher ein afrikanisches Land bereist, was es möglich gemacht hätte, ein Bild jenseits medialer Reduzierung zu finden. So stellt diese Arbeit eine Auseinandersetzung mit der Geschichte von begrenzenden Horizonten, kulturellen Überheblichkeiten oder der Entstehung rassistischer Vorurteile dar und versucht damit Anfänge einer Differenzierung.

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Arbeiten:

- Workshop