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Spurensicherung in Kunst und Architektur | Michael Zinganel | 2006


Allgemeine Aufgabenstellung

Aufgabe A) Kunst und Überschreitung

Eine Ebene der Lehrveranstaltung besteht in der Diskussion der Grade von Anpassung bzw. Überschreitung, die notwendig sind, um sich einerseits in der Zielgruppe zu integrieren und etablieren (als Künstler im Betriebssystem Kunst) und um andererseits sich innerhalb dieses Systems durch klug kalkulierte Überschreitungen signifikant zu unterscheiden, ohne dabei aber das Referenzsystem zu verlassen oder von ihm ausgeschlossen zu werden. Dazu sind Mittel der Beweisführung notwendig, wer, was, wann, wo und warum geleistet hat. Und an dieser Beweisführung sind neben dem handelnden KünstInnensubjekt noch eine Vielzahl von anderen ExpertInnen beteiligt – und ein in der Regel sehr diszipliniertes Fachpublikum, das diesen ExpertInnen gerne Glauben schenkt. Daher ist der Schluss zulässig, dass es zwischen den Durchsetzungsverhandlungen über mögliche Bedeutungen im Gerichtssaal und in der Kunstausstellung durchaus Parallelen gibt. Die Aufgabe besteht darin, mindestens ein Bild von Arbeiten eines/r Künstlers/Künstlerin, die Eurer Meinung nach die Kunst der Überschreitung vorzüglich beherrschen.

Aufgabe B) Zentrale Methode der Lehrveranstaltung ist die Nachstellung der polizeilichen Spurensicherung als INVERSE Spurensicherung - die etappenweise (Re-)Konstruktion eines fiktiven (Kriminal-)Falles anhand von konkreten, vorerst aber bedeutungsarmen Fundstücken:

AUFGABE B.1.

- fünf kleine möglichst nicht signifikante Objekte werden einzeln in fünf durchsichtige verschließbare Plastiksäckchen in der Größe einer Postkarte gepackt (Type: Minigrip Größe: DIN A6).- davor wird der jeweilige Fundort fotografisch dokumentiert, zuerst als Totale bzw. als Reihe von Bildern, die das Umfeld des Fundortes eindeutig erkennen lassen, dann als Nahaufnahme, bestenfalls mit einem Referenzobjekt, das die exakte Größe des Objektes erkennen lässt und/oder mit einer Nummer, die das spätere Einordnen des Beweises in der Beweiskette ermöglicht (die Polizei verwendet dabei bekanntlich Tafeln mit Nummern und Maßstab).- in Stadtplänen, Karten oder Grundrissen von Räume werden die Fundorte bzw. Fundstellenstellen nummeriert eingetragen.- ein Formular wird entworfen, in dem die Objekte und ihre Fundorte, die Zeit usf. so präzise, objektiv und sachlich wie nur möglich beschrieben wird. Dabei werden so viele Informationen wie möglich generiert, allerdings ohne dabei spekulativ zu werden.

AUFGABE B.2.

1. Den fünf „objektiven“ Beschreibungen der Objekte im Raum folgt jetzt die Rekonstruktion von potentiellen handelnden Individuen, die mit diesen Objekte in diesen Räumen agieren. Das ist der Versuch, über die genaue Analyse der Objekte und Orte fiktive Personen zu erfinden - man könnte sagen ein Täterprofil erstellt werde, wer an einem solchen Ort mit den gefunden Objekte hantiert haben kann: wann, wo, wie und warum. 2. Dann sollen für die zentralen Objekte zwei Storyboards entwickelt werden: einmal aus dem Blickwinkel des einen, das andere Mal aus dem Blickwinkel des anderen involvierten Individuums. Wie nähern sich beide dem konkreten Ort und dem anderen Individuum an. Wie verwenden sie dabei das Objekt, wie sehen sie es, wie sehen sie den Raum, welche Fragmente des Raum sehen sie? wie sehen sie den anderen? Es geht hier um die Blickbeziehungen der handelnder Personen im Raum. Wir kennen das alle aus dem Medium Film: Totale, Nahaufnahme, Schnitt, Gegenschnitt,...

AUFGABE B.3.

Selbst gewählte inhaltliche Schwerpunktsetzung, Auswahl der dafür geeigneten Objekte und ihrer Repräsentationen, Neustrukturierung und Neuinterpretation des ausgewählten Materials und schließlich die Konzeption eines räumlichenm Installationsvorschlages.

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Aufgabe A - Kunst als Ueberschreitung:

- Hubert Ackerl
- Nina Bachofner
- Simone Findeis
- Gerhard Girsch
- Philipp Latzer
- Matthias Mitsch
- Katharina Orban
- Eva Schmall
- Christa Simmel
- Una Steiner
- Herfried Wagner


Aufgabe B - Spurensicherung als Einfuehrung in die Semiotik

- Nina Bachofner
- Gerhard Girsch
- Philipp Latzer
- Mattias Mitsch
- Una Steiner